Konjunktiv
Der Konjunktiv ist eine arme kleine grammatikalische Randerscheinung, der bald dasselbe passieren wird, wie ihrem schon lange mumifizierten Bruder, dem Konjucktiv, nämlich die Beseitigung durch den Indikativ. Der Konjunktiv tritt als Konjunktiv I und Konjunktiv II auf. Der K. II drückt abstrakte Dinge aus (Dinge, die nie/vielleicht passiert sind/wären) und ist deshalb bösonders bedroht; vielleicht kennt jemand das Motto der neuen Schlechtschreibreformer: Halt dich ans Reelle und verkompliziere es so fest wie's nur geht! Der K. I tritt in der direkten Rede auf (er sagte, er habe...) und ist deshalb ebenfalls bösonders bedroht, weil sich heute niemand darum kümmert, was ein anderer sagt. Der Konjunktiv zeichnet sich durch Umlaute aus, die rein ästhethisch sehr gut auf den Leser wirken (stünde, täte, sässe, söge), allerdings darf man ihn nicht zu sehr verumlauten (arbäitete, köchte) und auch nicht zu sehr verunumlauten (blokte statt blökte, mooeppte statt mööeppte).
Allerdings ist auch klar: Wenn der Konjunktiv seltener benutzt werden würde, hätten wir alle an Übersichtlichkeit gewonnen. Denn gibt es jemanden, der sich tausende verschiedener Konjunktive merken wollen würde? Na also. Es wäre doch toll, wenn man jede Möglichkeit durch hätte und würde ausdrücken können würde. Zwar würden sich die Dichter der Nation im Grab umdrehen, wenn sie denn das noch hören können würden, aber Sprache wandelt sich und passt sich der Generation Bild an.
Siehe auch: Kategorischer Konjunktiv