Camel-Sharing
Camel-Sharing ist eine Folge hoher Mieten, prekärer Einkünfte und Mangel an Ställplätzen für Kamele. 1909 produzierte Opel noch den "Doktorwagen", ein preisgünstiges wendiges Vehikel für Ärzte, mit dem sie bequem ihre Patienten besuchen konnten. Doch eigenartigerweise wurde die Produktion ein Jahr später wieder eingestellt. Daher mussten viele Götter in Weiß auf Kamele umsteigen, da bald ein Doktorwagen nach dem anderen den Geist aufgab. Das Ärztekamel wurde Standard für alle Ärzte. Doch zunehmende bürokratische Hemmnisse wie etwa irrsinnige hygienische Anforderungen an die Kamele trieben die Kosten höher und höher, während zunehmende Bürokratie durch Gesundheitsreformen die Einkommen von Kassenärzten gesundschrumpfte, so dass sie ihren gesunden Menschenverstand anstrengen mussten, um die Kosten zu senken. Heutzutage teilen sich daher viele Kassenärzte ein Ärztekamel. Ein Ärztekamel ist daher heutzutage eine hochangesehene regionale Institution.
Die Lokalpolitiker haben seit einiger Zeit das Camel-Sharing für Jedermann entdeckt zur Füllung von Lücken im Nahverkehrsnetz. Über eine Stadt oder eine Region verteilt gibt es seitdem Kamelanbindeplätze. Mit einer Smartphone-App kann jeder, der noch Geld auf seinem Online-Konto hat, ein Kamel abbinden und darf damit zur nächsten Kamelanbindestation reiten. Das passiert nur höchstselten und die angebundenen Kamele stehen dumm rum, und kommt jemand mit Smartphone vorbei, gibt es die wildeste Kamelklopperei um den Kunden. Da heutzutage jedermann mit dem Smartphone vor der Nase herumläuft, kloppen sich die Sharing-Kamele den lieben langen Tag - bis zur Erschöpfung, und genau dann kommt er, der Kunde, der mühsam das Kamel mit den wenigsten blauen Flecken für einen kurzen Ritt per App befreit. Erschöpft bringt es seinen Kunden Schrittchen für Schrittchen ans Ziel. Für dieses neue Camel-Sharing-System braucht der Kunde also nicht nur Liquidität, sondern auch Muße.