Die Kunstwissenschaftliche Analyse
Die Kunstwissenschaftliche Analyse ist, um es einfach zu erklären, die genaue Betrachtung eines Bildes, mit dem Zweck, besondere Eigenschaften zu erkennen, wie etwa versteckte Botschaften im Motiv.
Analyse[bearbeiten]
Nun wird das Bild des Künstlers „Unbekannt“ betrachtet. Was sofort auffällt: Zwei Personen, die sich küssen! Doch es wirkt nur auf den ersten Blick wie ein normaler Kuss! Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, wie der Mann die Frau nach hinten beugt, so, als wenn es gegen den Willen der Frau geschehen würde und der Mann die Lippen nur so erreichen würde. Im Hintergrund sind vorbeigehende Menschen zu erkennen. Doch gehen sie wirklich nur vorbei? Oder sind sie mit Absicht dort, um dem Geschehen zuzusehen? Denn mehrere Hintergrund-Personen weisen belustigte Gesichter auf. Die Farbe des Bildes ist Schwarzweiß, ein altes Bild.
Was will der Künstler mit diesem Bild sagen? Der Kuss, der wie gezwungen wirkt: Sexuelle Belästigung! Die belustigten Hintergrund-Personen: Mobbing! Die Schwarz-Weiß-Farbe: Ein altes Bild! Diese Botschaften machen deutlich klar, was der Künstler sagen will: Er will sagen, dass Gefahren wie sexuelle Belästigung und Erniedrigungen durch Auslachen auch früher existiert haben und dass man also niemandem trauen sollte, um der Gefahr der sexuellen Belästigung und Erniedrigung entgegenzuwirken. Alle Freundschaften beenden, nur so kann man sicher sein, nicht von „angeblichen Freunden“ ausgelacht zu werden! Die Liebesbeziehung abbrechen oder die Scheidung einreichen, um sicherzugehen, dass der Partner kein Perversling ist! Zu guter Letzt alle Erinnerungsfotos wegschmeißen, damit sich nachfolgende Generationen nicht auch noch kunstwissenschaftlich damit belasten müssen! Eine klare gute Botschaft.
Folgen kunstwissenschaftlicher Analysen[bearbeiten]
Wie oben gezeigt, sind kunstwissenschaftliche Analysen (und damit alle Müh und Leid) überflüssig, wenn sämtliche Werke von vornherein verhindert werden, man der Welt also die Kunst ersparen würde. Kommt es aber wegen Nichtberücksichtigung dieser Wahrheit zu analytischen Mentalauswüchsen, führt das zwangsläufig dazu, dass deren Ursache, also das strittige Werk, plötzlich in aller Munde und Ohren ist, ja zu aller Hälse raushängt, statt friedlich im Staube der Vergangenheit zu entschlummern.
Kaum wird etwas Altes aus dem Staub gepult, wird es zum „neuen“ Retro-Kult stilisiert. Die Maschine dahinter ist gar nicht die Wissenschaft, sondern natürlich die Werbeinustrie. Schnell werden die neuen „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ in allen Feldern des Seins und Scheins adaptiert, abstrahiert, pervertiert und konstruiert. Dabei ist in Wahrheit piepegal, was der Künstler sagen will (der kann oft ohnehin keinen Piep mehr sagen). Am Beispiel obigen Bildes des Künstlers „Unbekannt“ z.B. erdreistet sich ein führendes Modemagazin zu seiner eigenen „kunstwissenschaftlichen Betrachtung“:
«Nahtlose Strümpfe wurden erst 20 Jahre später modern – und sind heute gemäß Laura Biagiotti schon wieder out. Aber wer sich so was leisten möchte, sollte generell auf arme Matrosen als Liebhaber verzichten.» Und das, obwohl dasselbe Magazin im Folgeheft Matrose als Farbe der Saison anpreist! Ganze Existenzen werden so in eine Sinnkrise geführt.