Christian Morgenstern

aus Kamelopedia, der wüsten Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Mondkamel)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Christian Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.


All seine Heldentaten chronologisch sortiert[bearbeiten]

Minnekamel Zirbelstau berichtet aus dem Leben schau:

Erst gab's ihn nicht und das ist wahr,
bis seine Mutter Ihn gebar.
Vater (Carl), Mutter (Charlotte), München, Mai,
am sechsten da ließ Sie ihn frei. 1871.
...hier muß mal noch was rein...
1914, krank, in Not, war der große Dichter Tot. 31. März.
In einer Urne kehrt's Gebein ins Goetheanum Dornach ein.

Lieder zum unterm Galgen singen[bearbeiten]

Fischlisong Nächtens[bearbeiten]

      ⇔
    ∇   ∇
  ⇔   ⇔   ⇔
∇   ∇   ∇   ∇
  ⇔   ⇔   ⇔
∇   ∇   ∇   ∇
  ⇔   ⇔   ⇔
∇   ∇   ∇   ∇
  ⇔   ⇔   ⇔
∇   ∇   ∇   ∇
  ⇔   ⇔   ⇔
    ∇   ∇
      ⇔

Das Werkamel[bearbeiten]

Ein Werkamel eines Tags entwich
von Kameltreiber und Wüste und sich begab,
an eines Wikipedianers Grab
und bat ihn: "Bitte beuge mich."

Der Wikipedianer klickte hinauf,
er machte sein Editfenster auf,
und tippte zum Kamel, das seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Despoten.

"Das Werkamel", so schrieb der gute Mann,
"Des Weskamels, Genialitiv sodann,
Dem Wemkamel, das Darumtiv, wie man's nennt,
Das Wenkamel, mein Latein ist nun am End."

Dem Werkamel missfielen die Felle,
es rollte seine Höckerbälle.
Listig bat es, "füge doch
zur Keinzahl auch die Meerzahl noch."

Der Wikipedianer jedoch musste
gesteh'n, dass er von ihr nichts wusste.
Zwar Kamele gäbs in großer Schah,
doch "Wer" gäbs nur im Singulaar.

Das Kamel lachte bis es tränenblind,
es hatte doch eine Herde und manch Kind!
Der Gegner, kein Geleerter eben,
schied erbost und musst sich ergeben.

Siehe auch.png Hat gar nichts zu tun mit: Der Werwolf

BIM BAM BUM[bearbeiten]

Ein Glockenton fliegt durch die Nacht,
als hätt' er Vogelflügel;
er fliegt in römischer Kirchentracht
wohl über Tal und Hügel.

Er sucht die Glockentönin BIM,
die ihm vorausgeflogen;
d.h., die Sache ist sehr schlimm,
sie hat ihn nämlich betrogen.

"O komm," so ruft er, "komm, dein BAM
erwartet dich voll Schmerzen.
Komm wieder, BIM, geliebtes Lamm,
dein BAM liebt dich von Herzen!"

Doch BIM, dass ihrs nur alle wißt,
hat sich dem BUM ergeben;
der ist zwar auch ein guter Christ,
allein das ist es eben.

Der BAM fliegt weiter durch die Nacht
wohl über Wald und Lichtung.
Doch, ach, er fliegt umsonst! Das macht,
er fliegt in falscher Richtung.

Die Trichter[bearbeiten]

Zwei Trichter  wandeln  durch  die Nacht.
  Durch ihres Rumpfs verengten Schacht
        fließt weißes Mondlicht
            still und heiter
               auf ihrem
                Waldweg
                  u.s.
                  w.

Das Große Lalulã[bearbeiten]

Kroklokwafzi? Seememi!
Seiokrontro - prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalei;
quasti basti bo...
Lalu lalu lalu lalu la!

Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lala la!

Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu lalu la!

Der Seufzer[bearbeiten]

Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
Es war an dem Stadtwall, und schneeweiß
glänzten die Stadtwallgebäude.

Der Seufzer dacht an ein Maidelein
und blieb erglühend stehen.
Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein
-und er sank -
und ward nimmer gesehen.

Die beiden Esel[bearbeiten]

Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:

»Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!«

Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.

Das Mondkamel[bearbeiten]

Das Mondkamel steht auf weiter Öde.
Es harrt und harrt und wird doch spröde.

Das Mondkamel.

Das Mondkamel sieht eine Palm'
und geht dann heim auf seine Alm.

Das Mondkamel.

Das Mondkamel spricht zu sich im Traum:
"Ich bin des Weltalls dunkler Raum."

Das Mondkamel

Das Mondkamel liegt in einem Boot.
Sein Leib ist weiß, die Sonn' ist rot.

Das Mondkamel.

Siehe auch.png Siehe auch:  Mondkamele

Aus dem Palmström-Zyklus[bearbeiten]


Palmström steht an einem Teiche
und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:
Auf dem Tuch ist eine Eiche
dargestellt sowie ein Mensch mit einem Buch.

Palmström wagt nicht, sich hineinzuschneuzen.
Er gehört zu jenen Käuzen,
die oft unvermittelt-nackt
Ehrfurcht vor dem Schönen packt.

Zärtlich faltet er zusammen,
was er eben erst entbreitet.
Und kein Fühlender wird ihn verdammen,
weil er ungeschneuzt entschreitet.

Datei:C Morgenstern Palmström01 Parody.oga

Nach Norden[bearbeiten]

Palmström ist nervös geworden;
darum schläft er jetzt nach Norden.

Denn nach Osten, Westen, Süden
schlafen, heißt das Herz ermüden.

(Wenn man nämlich in Europen
lebt, nicht südlich in den Tropen.)

Solches steht bei zwei Gelehrten,
die auch Dickens schon bekehrten -

und erklärt sich aus dem steten
Magnetismus des Planeten.

Palmström also heilt sich örtlich,
nimmt sein Bett und stellt es nördlich.

Und im Traum, in einigen Fällen,
hört er den Polarfuchs bellen.

Die unmögliche Tatsache[bearbeiten]

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

»Wie war« (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
»möglich, wie dies Unglück, ja-:
daß es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, - kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?«

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
»Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil«, so schließt er messerscharf,
»nicht sein kann, was nicht sein darf!«

Zukunftssorgen[bearbeiten]

Korf, den Ahnung leicht erschreckt,
sieht den Himmel schon bedeckt
von Ballonen jeder Größe
und verfertigt ganze Stöße
von Entwürfen zu Statuten
eines Klubs zur resoluten
Wahrung der gedachten Zone
vor der Willkür der Ballone.

Doch er ahnt schon, ach, beim Schreiben
seinen Klub im Rückstand bleiben:
Dämmrig, dünkt ihn, wird die Luft
und die Landschaft Grab und Gruft.
Er begibt sich drum der Feder,
steckt das Licht an (wie dann jeder),
tritt damit bei Palmström ein,
und so sitzen sie zu zwein.

Endlich, nach vier langen Stunden,
ist der Alpdruck überwunden.
Palmström bricht zuerst den Bann:
»Korf«, so spricht er, »sei ein Mann!
Du vergreifst dich im Jahrzehnt:
Noch wird all das erst ersehnt,
was, vom Geist dir vorgegaukelt,
heut dein Haupt schon überschaukelt.«

Korf entrafft sich dem Gesicht.
Niemand fliegt im goldnen Licht!
Er verlöscht die Kerze schweigend.
Doch dann, auf die Sonne zeigend,
spricht er: »Wenn nicht jetzt, so einst -
kommt es, daß du nicht mehr scheinst,
wenigstens nicht uns, den - grausend
sag ichs -: Unteren Zehntausend!« ...

Wieder sitzt v. Korf danach
stumm in seinem Schreibgemach
und entwirft Statuten eines
Klubs zum Schutz des Sonnenscheines.