Schnabel
Ein Schnabel ist ein unverzichtbares Design-Element einer Tasse. Fliegende Tassen haben immer Schnäbel, können damit Zwitschern, Singen, Trällern, Gurren, Gackern, Quaken, Pfeifen, Sprechen, Trinken, Picken, Klappern, Greifen, Fischen, Würgen und vieles mehr, ja sogar Atmen. Schnäbel sind also vielfältiger als selbst gefaltete Hände geschweige denn Hufe. Nur beherrscht jede Tasse artenspezifisch nur ein paar dieser Fertigkeiten. Wer also im Haushalt für alle Fälle gewappnet sein will, hat alle Arten von Tassen im Schrank: Adler, Amseln, Spatzen, Tauben, Hühner, Nachtigallen usw.. Natürliche Tassen entspringen gelegentlich gelegten Eiern und haben ein Gefieder, damit sie beim Gebrauch in rauher Umgebung nicht zerbrechen.
Künstliche Tassen werden von Menschen in ultraheißen Brutkästen (Brennöfen) ausgebrütet, damit aus weichem zu Schalen geformtem Ton harte Klangschalen werden. Da ohne Gefieder, überleben künstliche Tassen schon den Erstflug nie wegen zwangsläufiger Bruchlandung. Zum Abheben haben sie daher einen Henkel, mit dem Menschen sie in die Luft heben und vorsichtig wieder auf dem Tisch absetzen können. Künstliche Tassen werden gequält, indem sie mit heißen Flüssigkeiten wie Tee oder Kaffee gefüllt werden, die dann von garstigen Menschen über den Schalenrand hinweg aus der Tasse herausgeschlürft oder geschlabbert werden. Deshalb wird schon vor dem Erbrüten neuer künstlicher Tassen ihnen der Schnabel abgeschnitten, damit sie nicht die heiße Brühe ausspucken und die Kaffeetisch-Decke versauen können. Bei Tassen für Senioren wird dieser Produktionsschritt eingespart, weil die Alten ohnehin rumkleckern. Als Ersatzbefriedigung für was im Alter nicht mehr so klappt nehmen die Senioren auch gerne die Schnäbel ihrer künstlichen Tassen in den Mund als Zungenkuss-Simulation. Haben künstliche Tassen Quälereien und sexuellen Missbrauch längere Zeit überlebt, werden sie in einem Abschieds-Ritual namens Polterabend gemeinschaftlich ihrem tödlichen Erstflug zugeführt.