Etiquettenraucher
Ein Etiquettenraucher ist ein Raucher, der viel, aber gemäß Etiquette raucht, also entweder vor der Haustür oder, wenn erlaubt, auf dem Balkon. Stolz raucht er die Etiketten auf seinen Zigarren mit, und wirft seine Zigarettenpackung immer erst dann in die Gegend, wenn sie auch artig leergeraucht ist. Seine Zigarettenpausen dauern daher konsequent bis zur einundzwanzigsten Zigarette. Schließlich lebt man ja heutzutage im 21. Jahrhundert.
Ist der Suchtdruck größer, wird nach der letzten Zigarette besagte Zigarre mit aufgeklebtem Edelmarken-Etikett feierlich entzündet und binnen einer Stunde weggeraucht. Reicht auch diese edle Rauchware nicht zur Suchtbefriedigung, rennt der Etiquettenraucher ins Lager, wo er den Etikettendrucker ausleiht. Damit druckt er so viele Etiketten aus, dass er sich noch drei letzte tabaklose Zigaretten draus drehen kann, Zigaretten, die also nur aus Etiketten bestehen. Die raucht er so schnell weg, dass er davon einen Etikettenschwindelanfall bekommt. Dann kann ihn der Arbeitgeber nur noch nachhause schicken.
Da um den Etiquettenraucher und seine stinkende Rauchwolke die Leute sonst immer einen großen Bogen machen würden, beherrscht er aus dem Äff-Äff die Etiquette, so dass er durch sein gutes Benehmen stattdessen die Leute faszinativ in seinen Bann zieht. So nehmen am Ende immer ein gutes Dutzend Nichtraucher, nicht rauchend, aber umso mehr plauschend an seinen Rauchpausen teil. So erfährt er Alles was in der Firma los ist und weiß als Einziger bescheid über Alle.
Ist dem Etiquettenraucher ein langes Leben beschert, so liegt das an gesunder Ernährung mittels Yeti-Quitten aus der Schweiz. Der durchschnittliche Etiquettenraucher verraucht aber seine ganze Kohle und hat für so teures Obst kein Geld übrig. Schade aber auch.