News:2014-07-11 – WM 2014: Der Nichtangriffspakt von São Paulo - Kamelopedia deckt auf
News vom 11.07.2014
Wieder einmal ist es den furchtlosen Investigativjournalisten dieses einzigartigen höckerigen Nachrichtenportals gelungen, den geheimen Sümpfen der allertiefsten Untergrundkanäle ihre stinkenden Geheimnisse zu entlocken. Einmal mehr geht es um Politik, genauer um Fußballabgesandte, die bekanntermaßen alle 4 Jahre einen leidenschaftlichen einmonatigen Kongress abhalten.
Jene Landesvertreter überzeugen löblicherweise weniger durch Worte als durch Taten, was den Vorteil hat, auch ohne Dolmetscher überall auf der Welt verstanden zu werden. Natürlich geht es wie immer in der Politik um Geschick, Taktik, Schnelligkeit, Verblüffung, Ablenkung und und und - all die Attribute, die geeignet sind, den politischen Gegner Schachmatt zu setzen. Das Ganze findet vor den interessierten Augen der gesamten Welt statt, die mithilfe unzähliger Kameras nahezu jedes Detail erfasst, worüber man sich dann - je nachdem, wessen Landesvertreter wie agieren - kollektiv ergötzt oder ereifert.
Nicht so vergangenen Mittwochabend. Mit großer Spannung erwartete man die Begegnung zweier für ihre fußfesten Argumente gefürchteten Verhandlungspartner: Oranje und Albiceleste sollten gegeneinander antreten. Sie betraten die Arena und es geschah das Unglaubliche: Nichts. Nichts. Pardon, gar nichts. Die orangenen und blauweiß-gestreiften Kandidaten holperten unwillig vor sich hin, und die wenigen Scheinattacken durch Einzelne trafen auf dem Feld selbst bei den eigenen Leuten eher auf Verlegenheit als auf Unterstützung. Irgendwann wurde durch von oben auferlegte erweiterte Verhandlungsstrategien (die sich „Verlängerung“ und „Elf-Meter-Schießen“ nennen) eine Art Schlagabtausch erzwungen, der jedoch ohne Feuer und ohne Leidenschaft stattfand und rein symbolischer Natur war. Zum Glück aber mussten meisten Zuschauer das Ganze nicht allzu lange ertragen, da sie derweil eingeschlafen waren.
Doch warum hatten sich die beiden als stark geltenden Gegner so verhalten - angesichts dessen, dass jeder von ihnen bereits das Gros aller Abgesandten der anderen Herren Länder hinter sich gelassen hatte? Schließlich hätte der Gewinner jener Begegnung nur noch die Vertreter einer einzigen Nation auszustechen, um vor der ganzen Welt als Sieger dazustehen - und selbst wenn nicht, so wäre er sehr weit gekommen und müsste sich nicht schämen. Oder… etwa… doch?
Der Vetter einer angeheirateten Nichte des Großonkels eines an dieser Stelle nicht näher benannten Blauweißlings, der gleichzeitig der Bruder der Halbschwester des Adoptivsohnes des ehemaligen Chauffeurs eines der - hier ebenfalls anonym belassenem - Orangisten ist, sprach sich auf dem Sofa einer unserer Redakteurinnen das Leid von der Seele. Der durchaus seriös und eher schweigsam wirkende untersetzte junge Mann mit den verfrühten Geheimratsecken redete nach zwei Glas Gin wie ein Wasserfall, er halte die schreckliche Wahrheit einfach nicht mehr aus.
Vor wenigen Tagen hatten die deutschen Fußballabgeordneten die Vertreter Brasiliens nicht nur - wie auf diesen WM-Kongressen üblich - mit Hilfe von eleganten schlagkräftigen Argumenten für die weitere Verhandlung kaltgestellt. Normalerweise wechseln sich dabei die Argumente ab - und der Bessere gewinnt zum Schluss. Die unhöflichen Deutschen aber hatten die brasilianische Delegation innerhalb der rund eineinhalb Stunden Verhandlungszeit gar nicht zum Zug kommen lassen und stattdessen unnachgiebig von vorne bis hinten auf allerbrutalste Weise vor der ganzen Welt blamiert.
Diese Kaltblütigkeit der Deutschen hatte die beiden anderen im WM-Wettstreit noch verbliebenen Delegationen in ohnmächtige Furcht versetzt, denn die Unerschrockenen sind somit der finale Gegner. Wer von den beiden Anderen auch immer das Halbfinale bestreiten sollte - er würde im Finale den Deutschen gegenüber stehen, vor den Augen der ganzen Welt.
Durch verwandtschaftlich begründete Konversationszwänge sowohl mit „den Steakfressern“ als auch „den Käsköppen“ so der paradoxerweise angeheiterte Unglückliche, der sich soeben am letzten Tropfen Gin verschluckte, habe er durch Zufall etwas Furchtbares erfa… - an dieser Stelle kam es zu einer hustenanfallsbedingten Unterbrechung. Der Befragte besann sich danach leider eines Besseren und wollte mit der Sprache nicht mehr rausrücken. Erst nach einer halben Nacht Überzeugungsarbeit erfuhr die Redakteurin die bereits schreckvoll erahnte grausige Wahrheit, und kann sie daher erst jetzt zur fortgeschrittenen Stunde der Weltöffentlichkeit präsentieren. Beide Lager nämlich, Blauweiß wie Orange, versuchten nach Kräften den Halbfinal-Sieg zu vermeiden - aus Angst vor dem schrecklichen Endgegner Deutschland. Keiner von Beiden gab dabei auf - Beide harrten mutig bis zum Schluss. Erst beim Elfmeterschießen, als sich der Ballkontakt nicht mehr vermeiden ließ und die Kämpfer auf beiden Seiten zu erschöpft waren, um perfekt vorbeizuschießen oder um als Hüter die falsche Ecke des Tores zu erahnen, da kam es schließlich zu Fehlern in dessen Folge Argentinien das Ringen verlor und am Sonntag gegen Deutschland antreten muss.
Das Verhalten jener Halbfinalisten mahnt an ein anderes Ereignis, dessen Unrühmlichkeit bereits lange zuvor in die Geschichte des Weltfußballs eingegangen war, dem Nichtangriffspakt von Gijón, wenngleich der aktuelle Pakt ein unbewusster war. Das machte für die Beobachter jedoch keinen Unterschied.
Das war es zu diesem brisanten Thema an dieser Stelle, wir sind gespannt auf die weltweiten Folgen unseres Exklusiv-Reports. Die verantwortliche Redakteurin selbst muss sich zunächst neuen Aufgaben stellen, etwa der, diesen betrunkenen Kerl da wieder loszuwerden (er schnarcht auch noch).