Abi-Uhr

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Auch die schönste Zeit im Leben geht mal zu Ende. Na welche Zeit wohl? Ach du liebe Zeit: Die Schulzeit. Zur Erinnerung erhalten erfolgreiche Schulabsolventinnen und -abgänger die sogenannte Abi‑Uhr. Sie ersetzt die goldene Taschenuhr, die einst vor eigens zu diesem Zweck gut gefüllten Kirchenbänken gefeierten Absolventen des Konfirmandenunterrichts oder Firmungsunterrichts von Kirchenrechts wegen zustand als Belohnung durch Patenonkel oder Patenttante für den Erwerb von Glaubensfestigkeit und als Erinnerung daran, dass alle einmal das Zeitliche segnen.

Natürlich ist in Zeiten der Einkommensschere das Maß der Spendabilität deutlich gesenkt, so dass nur 5-Euro-Uhren vom Discounterwühltisch als Abi-Uhr verschenkt werden, allerdings für immerhin noch stolze 50 Euro geprüft vom Uhrmacher, denn genau gehen soll sie schon. Da verzweifeln manche Paten schon mal, dass sie zehn Discounteruhren kaufen und zehn Abi-Uhr-Prüfungen bezahlen müssen, also stolze 550 Euro, bis sie eine genau gehende Abi-Uhr haben und guten Gewissens an ihr Patenkind verschenken können. Aber dabei sparen sie immer noch 4450 Euro gegenüber der massiv goldenen Taschenuhr. Und wenn die Abi-Uhr binnen 24 Stunden nach der Geschenküberreichung das Zeitliche segnet, ist das die eigentliche Abi‑Uhr‑Prüfung, denn dann gilt sie als Glücksbringer. Erst 2020 kam auch diese moderne billige Variante der alten Uhrschenksitte ins Wanken, als nämlich der Staat wegen des Coronavirus eine Verschiebung aller Abi-Uhr-Prüfungen auf St. Nimmerlein anordnete.