Kamelier

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Ein Kamelier ist in der volkstümlichen Überlieferung das camelophobe alter ego zum hippophilen Kavalier. Während ein Kavalier ein höfliches Wesen alter Schule ist, dessen Bezeichnung vom französischen chevalier herrührt, und den vornehmen Reiter als legitimen sittlichen Nachfolger des edlen Ritters meint, ist der Kamelier das genaue Gegenteil, ein Kameltreiber aus bildungsfernen Schichten, dem seine Karawane nie schnell genug sein kann, und vor allem beim Durchqueren der Städte alle seine Kamele peitschendirigiert im Chor mit einem höllisch lärmenden "Mööepp" markerschütternd aufheulen lässt, oder ein Kamelreiter, der die anderen Verkehrsteilnehmer in der Wüste mit den übelsten Flüchen belegt. Die Bezeichnung Kamelier ist so unfranzösisch wie nur Englisch sein kann, und daher stammt sie vom englischen Begriff cameleer als Sammelbegriff für alles Kameltreiber- und -reiterpack.

Diese unfreundliche Darstellung hat ihren Uhrsprung im Rasismus der Aussies - einerseits wollten sie bequem durch ihr Outback rasen, andererseits verabscheuten sie die, die die Kamele zu geradezu fahrplanmäßigem Karawanentempo antrieben. Dabei wurden vor 150 Jahren im Jahr 1866 mit dem Beginn der regelmäßigen Kamellieferungen auch gleich die nötigen Kameltreiber dazu importiert, aus einem fernen Emirat namens Afghanistan. Laut deren eigenen Nachfahren waren es wahrlich harte Kerle, die muslimischen Kameliere, aber wurden dennoch nicht aufgenommen in die geschlossene Gesellschaft der Aussies. Ihr Wissen war unentbehrlich, um mit Kamelen den ganzen Kontinent zu erschließen. Doch am Ende siegte der Unverstand der weißen Siedler, welche, sobald sie selbst den Umgang mit Kamelen erlernt hatten, böse Gerüchte verbreiteten über die Afghanen - sie hätten Wasserlöcher vergiftet. Und als das Motorkamel erfunden war und die Treiber arbeitslos wurden, waren sie noch nicht einmal eingebürgert. Ein Jahrhundert später folgte unvermeidlich, erneut aufgrund von Wasserloch-Gerüchten, auch das Aus für die Kamele mit dem furchtbaren sogar per Gesetz festgelegten Kamelozid. Damit schießen sich die Aussies zwar selbst ins Knie, weil ein Kamel einen Speisekammervorrat für einen Monat ins Outback bringen, ein einheimisches Hüpfbeuteltier hingegen den Reis nur beutelweise liefern kann. Und dabei kann auch noch der Reisbeutel aus dem Beuteltierbeutel fallen. Aber wen interessiert das? Die gebeutelte Kamelpopulation? Alles bloß Dromedare lästern die eurasischen "Kamele". Ist das nun deren Eurasismus oder ihr Doppelhöcker-Sündrom? Am Kamelier und den Kamelen entzünden sich eben die viehlosophischen Fragen des einundzwanzigsten Jahrhunderts.