Kamelobahn
Die Kamelobahn ist die Zukunft der Wüstenpiste. Wie die zwei parallel verlaufenden Fahrbahnen der kreuzigungsfreien Autobahnen werden die neuen Kamelobahnen Kameloniens zweipistig und ohne Kruzifixe angelegt. Auf der einen Piste laufen die Trampeltiere, auf der anderen Piste die Dromedare. So kommt es aufgrund von Zusammenstößen nicht zur Zeugung unerwünschter Kamelchimären. Vorsichtshalber werden die zwei Pisten durch eine dichte Hecke aus wüstenfesten Akaziengewächsen getrennt, die überdies auch als Futterquelle der auf der Kamelobahn verkehrenden Kamele dient.
Statt von Raststätten und Parkplätzen werden Kamelobahnen natürlich von Oasen und Aosen flankiert, in größeren Abständen auch von neuartigen Kamelobahnkarawansereien. Die Kamelobahnpolizei hat die Aufgabe, Kamelreiter bzw. Kameltreiber überladener Reit- und Lastenkamele zur Anzeige zu bringen und immer soviel der geladenen Waren zu konfiszieren, wie zur Kamelüberlastung führt. Die Kamelobahnkarawanserei-Shops werden solche Ware für nen Appel und ein Ei feilbieten. So finanzieren sich die Kamelobahnen selber. Ist bei einem Reitkamel der Kamelreiter zu schwer, wird diesem Fett abgesaugt, das in der Kamelobahntankstelle zum Auffüllen schlaffer Höcker, also etwaigen leeren Fettspeichern von Kamelen Verwendung findet.
Kameloniens grüner Witzekanzler Habeck empfiehlt allen Freunden des Individualverkehrs, von Auto, Motorrad und Elektrokamel umzusteigen auf Individualkamel. Auf der Kamelobahn wird damit das Vorankommen ein rundum klimafreundlicher Riesenspaß. Und auch daheim macht es Freude, braucht es als Futter doch nur die Gartenhecke rund ums eigene Haus. Individualkamele sind, wie die Fachbezeichnung schon sagt, etwas eigenwillig, und wenn eines absolut nicht zu einem irgendwie dem Treiber oder dem Reiter genehmen Ort traben will, kann der Kamelpannendienst gerufen werden. Dann kommt der Kamelflüsterer und sagt dem unwilligen Tier schon, wo es seine Schwielensohlen hinzubewegen hat. Und für Kamelreiter und Kameltreiber erübrigt sich langwierige und/oder teure Bildung, denn ihre Kamele lesen ja Kamelopedia. Die wissen Alles.