News:2014-12-09 – Rudolph the Reindeer vermisst - Mord immer wahrscheinlicher

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News vom 09.12.2014
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Rudolph im Weihnachtsstess
Grönland. Er befand sich gerade mitten im Weihnachtsstress: Rudolph, der treueste Gefährte des Weihnachtsmannes, hatte alle Hufe voll zu tun. Im Sekundentakt flogen die Wunschzettel mit den georderten Gaben ein, gezeichnet von Kindern aus aller Welt, die wiederum aus anderen Ecken der Welt beschafft werden mussten. Während sein altersschwacher Chef mit dem Geschenke-Verpacken und -Beschriften und der logistischen Planung beschäftigt war, trug das treue Schlittentier die Geschenke aus allen Himmelsrichtungen zusammen, bis es nicht mehr konnte. Wieder einmal hatte Rudolph die ganze Nacht durchgearbeitet, und es wurde schon Tag, als er sich im Weihnachtsmannbüro von seinem Chef und Freund verabschiedete, nachdem sie vor Erschöpfung schweigend gemeinsam noch einen Glühwein mit Schuss zu sich genommen hatten. «Wenn der Stress vorbei ist, mein Guter, dann gönnen wir uns auch mal was: einen richtigen Luxusurlaub mit Whirlpool, Massage und allem Pipapo!», versprach der ihm, bevor er weiter Wunschzettel auswertete, bis ihm die Augen zufielen. Das war vor drei Tagen.
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Weinnachtsmann

«Auf den Urlaub habe ich seit Jahren gespart. Alles umsonst… Er kommt nie wieder, mein einziger Freund.», so der sichtlich erschütterte Greis zu Kamelopedia. «Die Menschen haben mich eigentlich immer nur ausgenutzt. Nur Rudolph, das Rentier, nicht. Ich habe ihn als Kitz gefunden, seine Mutter hatten sie wohl erwischt… Jetzt haben sie auch ihn bekommen.»

Augenzeugen berichten, dass Rudolph an diesem Morgen beschwingt und sichtlich angetrunkenen wirkte - er habe «wieder einmal eine rote Nase gehabt». Er soll wie üblich auf dem Weg zur ärmlichen Weihnachtshütte gewesen sein, einem Verschlag aus Holz, Stroh und Plastikplanen, der Behausung des Weihnachtsmannes, in der auch Rudolph untergekommen war. Das auf vielen Postkarten abgebildete Büro ist dagegen deutlich repräsentativer. Es wird oft fälschlich für die Weihnachtsmannbehausung gehalten, wird aber von der himmlischen Obrigkeit lediglich zweck- und zeitgebunden für den Geschenkedienst zur Weihnachtszeit zur Verfügung gestellt und bietet keine Übernachtungsmöglichkeit.

Für seinen Dienst erhält der Weihnachtsmann ganzjährig eine karge Verköstigung und etwas Wein und Gewürze. «Je nachdem, was für eine Qualität Wein und Gewürze haben, stelle ich daraus Glühwein oder eben Kräuteressig her. Mit dem Erlös kann ich mir dann ab und zu nen neuen Kochtopf oder ein Stück Seife kaufen - über Jahrzehnte hin konnte ich uns damit sogar den geplanten Urlaub zusammenknausern. Ich bekomme nicht viel, aber ich brauche auch nicht viel. Rudolph aber bekam vom Himmel gar nichts mit der Begründung, er sei schließlich ein Wildtier. Dass seine Mutter umgebracht wurde und nicht hat für ihn sorgen können, sei der Lauf der Natur. Dass ich ihn aufgenommen habe, sei barmherzig und erhöhe meine Chancen, eines Tages ins Paradies einzuziehen, aber für das Kitz bekam ich nicht mal einen Ballen Heu. Seinen freiwilligen Einsatz hat der Himmel Rudolph nicht vergütet, weil schließlich laut Bibel der Mensch über allem Getier herrsche. Als sei sein Dienst selbstverständlich gewesen. Aber so macht man es mit den Tieren immer. Rudolph hatte bisher sogar noch Glück, er wurde nicht verhaftet und versklavt wie so viele. Doch jetzt… Entschuldigen Sie mich.»

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Überwachungsbild: Rudolph?

Rudolph kam nie zuhause an. Nahe des Weges fanden sich Schleifspuren und frisches Blut. Die Aufnahme einer Überwachungskamera, eigentlich zum Blitzen betrunkener Weihnachtsbediensteter aufgestellt, zeigt einen blutüberströmten leblosen Rentierkörper, offenbar gezogen von einem Zweibeiner. Das Rentierhaupt weist eine rote Nase auf. Zeugen, welche sachdienliche Hinweise zur Ergreifung des oder der mutmaßlichen Täter oder zum Verbleib des Rentieres Rudolph geben können, mögen sich bitte an die nächstgelegene Polizeidienststelle oder den Weihnachtsservice des örtlichen Supermarktes wenden.


«Sie werden weitermachen…»

«Es nutzt nichts! Mein Freund ist tot… Sie werden weitermachen… Sie haben schon so viele umgebracht!» ruft Rudolphs Ziehvater vor der Einlieferung in die himmlische Nervenanstalt. Auf die besorgte Frage, ob Weihnachten dieses Jahr ausfällt, gibt ein Sprecher des himmlischen Weihnachtsamtes jedoch Entwarnung: Weihnachten habe bisher noch jedes Jahr stattgefunden, «Et hät noch immer jot jejange», so der gebürtige Rheinländer in aufgeräumter Manier.