Schwimmflügel
Schwimmflügel, der … ist anders als der konventionelle Flügel für spezielle Anwendungen und Spezialeffekte gedacht. Benötigt wird er vor allem für wässerige Konzerte in Moll. Meist werden hierzu unstimmige, unwillige, missliebige oder rebellische Flügel herangezogen, die nah einer Spezialbehandlung beim fulminanten Akt der Verzweiflung mitspielen dürfen. Dies gilt als letzte große Chance zur Rehabilitation und Rückkehr in den Gleichklang des Orchesters. Die Trauer und entsprechende Tonlagen sind schon zu vernehmen sobald man dem normalen Flügel die Beine stutzt, ihn sogleich von unten herum teert, ein wenig gegen harten Aufprall federt und hernach mit großem Getöse zu Wasser lässt. Nun ist er ein einsatzfähiger Schwimmflügel. Etwaige Unstimmigkeiten sucht man in ausgedehnten Übungsstunden noch zu beseitigen.
Angetrieben von der Traurigkeit der Musiker über sein bisheriges Versagen, kann sich der gedungene Schwimmflügel in seiner neuen Umgebung nicht mehr hängen lassen. Jeder Selbstmordversuch nach der erlittenen Verstümmelung muss scheitern, weil er nirgends mehr hart an. oder aufschlagen kann. Der noch zu verspürende Schmerz befähigt ihn nun zu den molligsten Tönen. In 90% aller Fälle nutzt der Schwimmflügel seine letzte Chance und sorgt auch für die von ihm erwarteten wassertreibenden Töne.
Nur ganz wenige Schwimmflügel platzen vor Wut und Egomanie, weil sie sich ums Verrecken nicht anpassen wollen und ihre Widerborstigkeit jeden ihrer Klänge zum schrägen Misston macht. Kon zert diese dann auf den Grund des Haifischbeckens der „Hohen Künste”, wo sie auf ewig ihre Dissonanzen mit sich selbst ausleben können und dabei nur von den dort herumliegenden, ausgemusterten Geigerzählern kritisch beäugt werden. Nur selten taucht dort ein Klavierspüler (auf), der den ein oder anderen geplatzten Schwimmflügel aus Leidenschaft zur Musik reanimiert. Manchmal baut er dann ein solches Teil noch wieder als Schwimmhilfe für kleine Kinder zusammen, die aber auch bei ihrem letzten Dienst und für den Rest ihrer Existenz meist stimmlos bleiben und außer einem gelangweilten „pppfffft“ nichts mehr zuwege bringen.
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