Modellkarawane

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Die Modellkarawane ist seit 150 Jahren das Lieblings-Modell-Hobby norddeutscher Kamele. Urvariante von 1865 waren aneinandergebundene Holzkamele auf Rädern, ein typisches Holzspielzeug für Kleinkinder, bevorzugt gekauft von wohlhabenderen Patrizierfamilien als Statussymbol, denn Kinder einfacher Bürger bekamen stets nur ein einzelnes Holzpferdchen auf Rädern. Die süddeutschen Krippenschnitzer machten ein Geschäft daraus, besonders kunstvoll geschnitzte Modellkarawanen zu schnitzen für die Kinder der Senatoren der reichen Hansestädte im Norden. Im Süden wurden die Karawanen nur in Schwabing von Exzentikern gekauft, die damit durch die neumodischen Katzenkopfplasterstraßen Münchens zogen. Als auch reiche Scheichs aus dem Orient dem Trend verfielen, wollten von dem Reibach auch andere Branchen was abhaben. Margarete Steiff etwa hatte gerade den Stoffelefant auf Rädern entwickelt und wurde alsbald genötigt, in dieser Art auch Kamelkarawanen zu bauen. Besonders kleinkinderreiche Parizierfamilien und Scheichs bestellten aufwändige Modellkarawanen mit schaukelpferdgroßen Plüschkamelen, um ihren ganzen Nachwuchs auf der Karawane reiten zu lassen. Für die stolzen Eltern wurden gleich Kameltreiberkostüme mitgeliefert.

Die Blechspielzeug-Branche hingegen lieferte etwas Kleineres als die Holz-Modellkarawanen. Dafür konnte man das Uhrwerk der Blechkarawane aufziehen, und dann lief sie los. Das erst weckte den Modell-Enthusiasmus, denn auf ihren Beinen richtig laufende Blechkamele wirkten um soviel realistischer dargestellt als die Holz- und Stofftier-Karawanen auf Rädern. Wieder dauerte es nicht lange, bis reiche Familien sich blecherne Aufzieh-Modellkarawanen leisten konnten, die auch ganz realistisch Kameldung aufs Wohnzimmer-Parkett zaubern konnten. Der erste Wurstkrieg unterbrach die atemberaubende Entwicklung vom Kinderspielzeug zum anspruchsvollen Modellhobby.

Doch kaum war die letzte Bombe gefallen, kam eine neue Variante der selbstlaufenden Modellkarawane mit mitlaufendem Kameltreiber auf den Markt, und schließlich eine mit Zweigangschaltung und Hinsetz-Schaltung, durch die sich die ganze Karawane realistisch hinsetzt. Bis in die 1970er-Jahre änderte sich nur der Antrieb (Batterien statt Uhrwerk) und das Material (Kunststoff statt Blech). Erst durch Mikroprozessorsteuerung konnten in überzeugender Weise weitere Gangarten der Modellkamele, und v.a. auch das Möh und Mööepp der Kamele umgesetzt werden. Versuche dazu gab es vorher schon, etwa mit einer aufwändigen Lochkartensteuerung, doch glichen die damit gesteuerten Kamelkolonnen eher einem Monster-Lindwurm. Die Karawane mit Funkfernsteuerung war schon interessanter. Als schließlich das Spiel Karawane für den Gameboy auf den Markt kam, wurde das mit den aufwändigen Modellkarawanen zum reinen Modellhobby, während die Kinder sich in virtuelle Karawanen-Abenteuer mit Kameltreiber Super-Ali stürzen konnten.

Reichhaltiges realistisches Zaumzeug in traditionellen Farben der Wüstenvölker gibt es als Zubehör, auch maßstabgerechte Karawanen-Ladung wie Seidenballen und Pfeffersäcke. Besitzer aufwändig traditionell geschmückter Modellkarawanen erkennt man am Vorgarten voller Bonsai-Palmen, welche Modell-Oasen darstellen, in denen die Modellkarawanen an sonnigen Frühlings-Feiertagen einmal Auslauf erhalten. Dann steht bestimmt die ganze Nachbarschaft neugierig am Gartenzaun. Verrückte Exzentriker verzichten ganz auf den Garten, sondern lassen ums Haus eine Miniatur-Dünenlandschaft aus echtem Sand aufschütten. Für verschiedene Untergründe lassen sich auch die Hufe der Kamele austauschen. Vor allem bei großen Modellkarawanenschauen müssen die am Wettbewerb teilnehmenden Modelle in drei verschiedenen Szenarios ihr Können zeigen, meist Dünenüberquerung, Stop am Bazaar der Kasbah, und Kameltränke in der Oase.