Heiliger Abend

Heiliger Abend in einer schwedischen Küche - der Vater kocht in der Tradition Josephs, und zwar Surströmming unter einem Haufen grünem Pfeffer bratend. Die weihnachtliche Völlerei hat auch im streng protestantischen Lande Gustaf Adolfs Einzug gehalten, so dass zusätzlich im Backofen eine Gans schmurgelt. Der Koch ist grün angelaufen, weil er seinen halben Surströmming-Vorrat im unzubereitet ungenießbaren Zustand direkt aus der Dose genascht hat - lääcker ...

Der Heilige Abend ist der Beginn des ersten Weihnachtstages, nach antiker Tradition ab dem Vorabend gefeiert. So weit so gut. Gefeiert wird, dass an diesem Abend im Jahre Null ein Ehepaar zwecks Niederkunft mit einem Quartier in einem Vorläufer der Bahnhofsmission von Betlehem vorlieb nehmen musste, und dies war ein Stall voll Heu und Stroh, in welchem sich auch Ochse und Esel es bequem machten. Am selben Abend kamen Schafhirten vom Felde in die Mission, die das Bedürfnis hatten, zu ihrem Gott zu beten, vielleicht aus Reue, weil sie wieder mal sündigen Umgang mit ihren schutzbefohlenen Kuscheltieren getrieben hatten. Da lag es, das Kindlein, und Maria, seine Mutter meinte, die Hirten kämen es anzubeten. Ihr wurde von dem Gedanken ganz flau und sie fiel in Ohnmacht. Da fiel ihrem Gatten Joseph ein, dass sie nach der Niederkunft noch nichts gegessen hatten. Und so fing er an, ein einfaches Mahl für seine heilige Familie zu kochen. Mehrere mittelalte Maler hielten die rührende Szene in Gemälden fest, wie Joseph eine Kleinigkeit kocht. Evangelist Lukas verschweigt jedoch das Kulinarische in dem Bibelteil, der diese rührende Familiengeschichte überliefert hat. In den Apokryphen, den nicht anerkannten Kapiteln der Bibel ist berichtet, Josef habe all die Hirten zum Essen eingeladen. Demnach muss er in Wirklichkeit ein ganzes Kamel gebraten haben. Ochs und Esel waren wohl zu mager und überlebten das Schlachtfest.

Und so feiert man das kistliche Bahnhofsmissionsfest "Weihnachten" bis heute: In Deutschland z.B. gibt es am Heiligen Abend landestypische einfache Küche, zumeist Würstchen und Kartoffelsalat. In Schweden wird aufwändiger gekocht, denn an diesem Abend wird das Nationalgericht Surströmming nicht einfach als Gabelfrühstück direkt aus aus der Dose verzehrt. Dies hat seinen Grund darin, dass die Schweden einst im Spätherbst, als ihr eigenes Land den ganzen Tag stockdunkel wurde, an der tagsüber wenigstens ein paar Stunden hellen deutschen Küste die Koggen der Hanse überfielen und so den Hamburger, Bremer und Lübecker "Pfeffersäcken" säckeweise Gewürze raubten. Zu Weihnachten wurde mit der Beute alles eine Nummer würziger gekocht, vor allem Surströmming zu etwas scheinbar wirklich essbarem veredelt. Auch eine süße Version wurde kredenzt, um auch die Kleinsten an die heimische Kost zu gewöhnen.