Hähne in Frankreich
Redensart: Leben wie Coq in Frankreich
Hähne in Frankreich haben es nicht leicht. Durch Mast werden sie fett und träge und krähen von ihren Misthaufen gelegentlich "mététéooo, mététéooo", bis der Bauer sie mit der Mistgabel vertreibt. Dann trollen sie sich in des Bauerngärtchens Gartenlaube und erlauben sich, die Reste aus des Bauern letzter Feierabend-Rotwein-Flasche auszukippen und wegzuschlabbern. Und wenn nicht ein Huhn vorbeikommt und den Gockel daran erinnert, wofür ihn Gott geschaffen hat, liegt der Hahn dann unter der Bank, bis am Feierabend der Bauer mit dem Pantoffel seinen Coq au vin vertreibt und dann bei der nächsten Flasche Wein träumt von Fronleichnam, denn dann kocht seine Gattin immer Coq au vin. Der Hahn träumt hingegen davon, ins Land der Freiheit auszuwandern und dort als Coq à Cola zu enden. Aber dafür ist er viel zu träge.
Außerdem leidet der französische Hahn unter dem Patriotismus seines Herrn, denn je nach Region Frankreichs rupft dem lebenden Gockel der Bauer entweder alle Federn aus, die nicht die Nationalfarben Blau, Weiß und Rot haben, und zwingt ihn, als des Hofes Statussymbol stolz aufrecht auf dem Misthaufen zu stehen statt sich draufzufläzen, oder er lässt die Bäuerin eben die Federn in Blau, Weiß und Rot ausreißen und seinen Hut zum Nationalfeiertag damit schmücken. Die Auswanderung nach Amerika müsste also mühsam zu Fuß über die Atlantikbrücke bewältigt werden, denn mit gestutzten Flügeln fliegt man schlecht über den Atlantik.