Großer Kalauischer Gutmenschenaufstand
Der Große Kalauische Gutmenschenaufstand von 1848 war eine revolutionäre Erhebung betroffener Kreise im Scherzherzogtum Kalau. Keimzelle soll der Überlieferung nach eine konspirative Sitzung am 1. Mai in der Wohnküche der Kommune I am Sickjoker Platz in Laughter gewesen sein, an der der Martin, der Rainer, die Uschi und der Hans-Magnus teilnahmen, außerdem wahrscheinlich die Heidi, der Joschka und die Petra, vielleicht sogar der Andreas, die Gudrun und die Ulrike - wer weiß. Rasch sprang der Funke auf die Küstenstädte Bruhahas und am 17. Juni schließlich auf die StudentAußen der Heinz-Erhard-Universität über, ehe die Bewegung im Spätsommer im legendären Marsch auf Sickjoke unter den Gutmenschenführern Oskar Brunner, Claudia Blau und Gunter Krass gipfelte.
Zu den zentralen Forderungen der Aufständischen zählte:
- Abschaffung der scherzherzoglich-kalauischen Schreikräfte sowie des Geheimdienstes TKKG
- Verkleinerung der Schere zwischen Arm und Reich
- Überwindung der längst als Herrschaftsinstrument des modernen Sexismus entlarvten Geschlechtstheorien
- Erhebung der Politischen Korrektheit in den Rang einer Staatsreligion
- Unverzügliche Gleichstellung von sozial, vertikal, intellektuell, kognitiv-emotional, sexuell oder sonst irgendwie benachteiligten, herausgeforderten oder defizitären Mitbürgerinnen und Mitbürgern
- Anerkennung anderer Staaten als mit Kalau gleichberechtigt und Aufgabe der "Mare-Nostrum-Doktrin" hinsichtlich des Kindischen Ozeans
- Aussöhnung mit den Neinpanern; Erlass der Reparationsforderungen wegen der Zerstörung Sickjokes durch neinpanische Piraten 1598; Rückgabe von Tohu und Wabohu; Errichtung eines Mahnmals für die bei der Eroberung von Sickjoke ums Leben gekommenen neinpanischen Piraten
- Verlegung des kalauischen Nationalfeiertags auf den 9. November ("Betroffenheitstag")
- Neufassung des Kalau-Lieds: "Bescheidenheit und Scham und Demut, für das kalauische Vaterland (...)"
- Absolutes Jagd- und Verspeisungsverbot für die auf Kalau bereits damals vom Aussterben bedrohten Kugelschreibären, Papiertiger, Maulaffen und Mamageien
- Rehablitation der seit der Zeit Rhobrahams des Rechtgläubigen verfolgten und an die Nordküste Bruhahas verbannten Kunkeliten
- Anerkennung der in den Nebelwäldern von Ridicule lebenden Bunken, Musels, Muchels bzw. p. k. „Mucheln“, Tschuschen [1], Pasalacken, Kanacken, Hanaken und Austriaken als indigene Minderheiten mit schützenswerter Kultur; Anerkennung ihrer unverständlichen Dialekte als Standardvarietäten des Hoch-Kalauderwelschen
- Forderung nach einer Gesetzesnovelle, die mit sofortiger Wirkung große Möbelhäuser zur Übernahme politisch korrekter Produktbezeichnungen wie „Annes Schrank“ oder „Regalsystem Stauffenbørg“ in ihren Katalog verpflichtet
- Umwidmung sämtlicher Strassen zu „Orten des Erinnerns“ und Neupflasterung mit Stolpersteinen; Finanzierung dessen über Erschließungsbeiträge
- Anlage einer Bio-Obst-Plantage zum Selberpflücken mit barrierefreien Bäumen; solange bis die Zucht solcher Bäume gelungen ist, soll Obstpflücken auch für MenschInnen ohne „Nichtsichtbare Behinderung“ mittels P.K. zum Tabu gemacht werden
- Erzwingung der Umbenennung von Monte„negro“ durch Enflussnahme kalauischer Diplomaten auf dessen Regierung
Nachdem Scherzherzog Vaubraham der Viehische dem Treiben eine Weile in huldvoller Gutmütigkeit zugesehen hatte, wurde es ihm schließlich zu bunt: Am 1. September 1848 um 5.45 Uhr sandte er eine Eildepesche an den Oberbefehlshaber der Schreikräfte, General Dalang, und beauftragte ihn mit der unverzüglichen Wiederherstellung der kalauischen Gesellschaftsordnung. Dem kam der General mit der gewohnter Effizienz und der gebotenen Härte nach, was ihm alsbald den Ehrennamen Hyäne von Bruhaha einbringen sollte. Die am Aufstand beteiligten Gutmenschen wurden zu Ekelhaft zwischen zehn Jahren und zehnmal lebenslänglich verurteilt, die sie teilweise in eigens für sie errichteten Haftanstalten auf den Äußeren Hämorrhoiden absitzen mussten. Außerdem wurden sie von Erzmetropolit Wilferius III. exkrementiert.
Seither hat sich das Kalauer Gutmenschentum weitgehend in den Untergrund verzogen. Gleichwohl wird es freilich weiterhin von den Staatsministern Theo Trojan und Belice Weißer, aber auch dem TKKG beobachtet.
Siehe auch: Gutmensch