Heini Schlipsmann

Heini Schlipsmann

(Abdruck-Erlaubnis: Merdian-Verlag in Bad Ofenschuss; mit frdl. Genehmigung der Narrional Gerontic Society, Lonedone)

Schlipsmann in der Berufskleidung der Hobby-Archäologen. „So einen Berg reinen Goldes hätte ich gefunden, wenn der Pharao nicht so schrecklich arm gewesen wäre.“

Er hat zusammen mit Bernhard Heinrich Schriemann Atlantis versenkt und die Arche Naomi auf den Laufsteg gehoben; er hat den Roten Wikinger mit dessen eigenen Waffen geschlagen und die Schriftrollen vom See der Genesenen, das Alte Testament, ins Neue übersetzt. Er war der hobbieste aller Hobby-Archäologen, der gräberste aller Ausgräber, und er gräbt noch.

Schulzeit und Werdegang

Seit seiner Kindheit am Wattenmeer war er dem Sand verbunden, grub Löcher in den Schlick, türmte Burgen auf. Und zweimal täglich verdarb die Gezeit sein Werk. Dieser Frust begleitete ihn sein ganzes Leben vom Mittelalter bis in alle Zukunft. Wenn die Flut über seine Heimat brauste, las er das ganze Buch seines Vaterhauses. Es handelte von Troja und von den Gräbern Ägyptens, pyramidalen Sandburgen. Von Sand, von Sand! - ohne Watten und Wassern ...

Wenn der Lehrer rief, ging er zur Tafel und schrieb nur ein Wort: Troja und Sand. Als er feststellen musste, dass die Schulzeit zu Ende war und ein gütiges Geschick ihm ein Abitur beschert hatte, besann er sich eines Studiums. Er machte seine Berufung zum Hobby und beschloss, Lehrer zu werden. Er wählte drei Fächer: Alt, Griech und Isch. Nebenher lernte er die Bibliothek der Universität Sickjoke auswendig, und bald beherrschte er alle Sprachen, tot oder lebendig.

Als Lehrer war er dank seiner umfassenden Bildung am falschen Platz: Er betrat das Klassenzimmer und meißelte als erstes das Wort "Troja" in Keilschrift in die Schiefertafel. Er wurde aus Kostengründen alsbald vom Schuldienst befreit.

Ausgestattet mit einer erklecklichen Abfindung sowie ausreichend pensioniert wanderte er nach Ägypten, in sein Lebenselixir, in den Sand.

Zeit der Entdeckungen

Das silberne Band der Sympathie, der River Nil, war seine Führungskraft. Als er die Reste der Alexandria-Bibliothek aufgesogen hatte, fielen ihm die Alten Reiche wie Dynastien von den Augen: Nicht die flachen Wüsten waren es, die seinem Spaten Nahrung gäben, nein, in den Gräben würde er graben! Wenn es sein müsste, auch an den Rändern. So flog er auf seinem Rennkamel Hadschi-Halef über die Höhen und Tiefen seiner streng geplanten Karriere, durch Datteln und über Palmen, als ihm endlich der begehrte Durchbruch widerfuhr: Zwei Meter in die Tiefe (beziehungsweise mehrere Klafter, wie der Hobbywissenschaftler sagt) sausten er und sein Reittier, welches den Sturz leicht verletzt überstand. So auch er. Und doch hatte er sein Grab gefunden!

Die Sensation

Es war kein einfaches Grab. Es war das Vermächtnis einer ganzen bisher unbekannten Familie, Vater und Sohn, gefangen in der Einsamkeit ihres Fahrradschuppens. Die fehlenden Jahrzehnte in der Kette der Reichsfolgen im alten Ägypten, das lang vermisste Mittelalter, machte endlich die frühe Geschichte rund.

Nofretreter, Wandmalerei im Fahrradschuppen im Tal der Bergkönige.

Nofretreter, versammelt in einem Wandgemälde, der erste Radler-König der Antike, gezeichnet von seinem Sohn und einem Zeitfahren;

Pharmao Phuentes im Ziel einer Bergprüfung (vermutlich, sagt Schlipsmann, in einer sehr zeitgenössischen Blitzlichtaufnahme).

Schlipsmann war überwältigt von seinem Glück, denn der eingemauerte Pharmao hatte die ganze Geschichte seiner Regierungszeit nach und mit seinem Vater Nofretreter in sieben Tontafeln geritzt - in sieben Sprachen. Dazu später mehr.

Nofretreter - so die Tontafeln des Phuentes - hatte auf einer Reise nach Babylon erstmals einen runden Turm gesehen. Runder als alles, was er von den Pyramiden seiner Vorfahren und Nachkommen kannte. Wenn es rund geht, beschloss er, muss man auch rollen können, und so kam er zum Rad und zum Radel. Er befuhr alle Wadis und Nilufer und Nachbarn, klingelte die Kamele auf seinem Weg zur Seite und machte sich dadurch unbeliebt. Allen seinen Söhnen (er hatte einen) legte er das Radeln ans Herz. Phuentes war sein bester Schüler, sodass der sogar Profi wurde.

Mit EPfui gedopt? Pharmao Phuentes am Col du Cheops.

Pharmao Phuentes gewann das Rennen Rund Um Den Babylonischen Turm, er war Zweiter beim Giro d'Ittaka und wurde von der Tour De Gaulle ausgeschlossen - wegen der Einnahme eines Elixiers, das aus dem Herzen des Schnellsteigenden Kletter-Epfuis gewonnen wurde.

Ende einer Dynastie

Nofretreter und Phuentes (Pharmao wurde er erst später, nach einer Blutprobe) hatten in ihrer Zeit mit einigem Widerstand zu kämpfen: Die dem Volk angebotenen Fahrräder sanken tief in den Sand; es wurden keine Lastenfahrräder angeboten, die Getreidesäcke oder Pyramidensteine vom Fleck bringen konnten. Schilfbündel, mit dem Rad transportiert, verhedderten sich dauernd in der Kette und der Klang der Klingeln missfiel dem musikalischen Verständnis des Orientalenohres.

So kam es zu einem Volksbegehren der gewerkschaftlich organisierten Kameltaxibetreiber mit dem Ziel, Fahrräder und ihre Propagandisten ersatzlos einzumauern. Es war dies (sagt Schlipsmann) das erste erfolgreiche Begehren der Welt, und es wurde (sagt Schlipsmann) tatsächlich umgesetzt, zum erstenmal überhaupt in der Welt (sagt Schlipsmann). Ein Kameltaxiführer wurde gewählt, der den radelnden Pharao, ein anderer, der den dito Pharmao links überholen sollte und mit einem Ellbogencheck in die nächstgelegene Schlucht zu stoßen hätte. Es gelang. Mangels tieferer Schluchten aber waren die Delinquenten nur bewusstlos. Die Zeit reichte aber, einen Konvoi von Taxi-Kamelen herbeizurufen, der die beiden in eine kleine Höhle am Rande der Stadt schaffte, alle vorhandenen Fahrräder hinterher, und einen großen Stein vor den Ein- und Ausgang rollte.

Pharmao Phuentes erwachte als erster und begann mit dem Beschreiben der anfangs erwähnten Tontafeln in den anfangs erwähnten sieben Sprachen, die er beim Rennen Rund Um Den Babylonischen Turm gelernt hatte. Die Geschichte auf allen erwähnten Tontafeln ist diese eine, hier erwähnte.

Auf den riesigen Stein des Verschlusses der Fahrradschuppen-Höhle aber schrieb er: "NO PASARAN". Dummerweise auf die Innenseite - aber es ging nicht anders.

So blieb ihre Dynastie im Wortsinne ein dünner Ast, der es auf keinen grünen Zweig mehr brachte. Heini Schlipsmann aber findet kein Ende: Kürzlich, sagte er kürzlich, habe er, aus einer verborgenen Nebenkammer des Radschuppens strömend, ganz deutlich den Geruch von Zweitaktgemisch wahrgenommen. Es bleibt spannend im Tal der Bergkönige.

 Siehe auch:  Bernhard Heinrich Schriemann
 Mehr WerDung? –Werdegang