Jeutsch
Jeutsch ist eine verbale Mischform der Deutschen Sprache und zeichnet sich durch seine prägnante Kurzform aus. Jeutsch wird häufig von Jugendlichen benutzt um bestimmte Dinge präzise zu formulieren. Dabei kann es sich um ganze Sätze oder einzelne Wörter handeln. Auch Drohungen oder Fragen können in Jeutsch formuliert werden. Das Glottonym „Jeutsch“ entwickelt sich erst im späten 20. Jahrhundert aus verschiedenen Sprachen, aber immer mit Deutsch als Grundform. Wie bereits beschrieben ist der Urstamm in jugendlichen Kreisen, vor allem aber im Bereich der Hip Hop Musik, zu finden.
Einige Beispiele sollen die Grundstruktur von Jeutsch verdeutlichen:
Deutsch: Kevin, wollen wir uns gleich zu Aldi begeben, um etwas einzukaufen?
Jeutsch: Digger, Kommsu Aldi?
Deutsch: „Leider ist eine körperliche Auseinandersetzung unvermeidbar.“
Jeutsch: „Kriegsu paar aufs Maul, Alda…“
Jeutsch lässt sich auf jede beliebige Textpassage übertragen. Dabei ist die Grammatik so simpel gestrickt, das Jeutsch quasi von jeden erlernbar ist.
Beispiel:
"Ein unbekannter Freund erzählt Stefan ein kurioses Erlebnis"
Hallo Stefan,
mir ist gestern etwas sehr lustiges passiert. Ich gehe völlig entspannt die Strasse entlang, als plötzlich ein Polizist neben mir hält und sagt: „ Entschuldigen Sie, aber Ihr Rücklicht funktioniert nicht.“ Etwas überrascht war ich auf jeden Fall, so dass meine Antwort ein paar Sekunden gedauert hat: „ Nun, das könnte vielleicht daran liegen, das ich gar kein Auto fahre.“ Der Polizist aber fuhr unbeirrt fort:“ Das tut doch gar nichts zur Sache, wenn Ihr Rücklicht nicht ordnungsgemäß funktioniert, dürfen Sie damit gar nicht in den öffentlichen Straßenverkehr. Ich denke hier wird ein Strafzettel fällig.“ Ich habe im ersten Moment gedacht das ich vielleicht Opfer einer versteckten Kamera bin, du weißt ja was heute alles bei Youtube im Internet zu sehen ist. „Aber ich gehe doch zu Fuß, wie und vor allem wo sollte ich ein Rücklicht haben?“ der Polizist schien zu überlegen „Ok, das stellt die Sache natürlich in ein anderes Licht. Ich denke dieses mal bleiben wir bei einer mündlichen Verwarnung. Passen Sie in Zukunft aber auf.“ Nun war ich in der Tat verdutzt und außer ein „ähm“ und ein schnelles, gehaspeltes „Danke schön“ konnte ich nicht mehr viel erwidern. – Ich glaube im Nachhinein, das der Polizist betrunken war.
Ins Jeutsche übersetzt würde das erzählte etwas anders aussehen.
Hey Digger,
Voll Krass gestern, weissu,.. ich chille so die Strasse lang, hält plötzlich so´n Bullenwagen neben mir und labert was von Rücklicht und so. Alda ich denk der will mich verarschen und sach so:“ Alda, is dasn Witz oda was?“ ich schwör der meinte das Ernst. Ohne Scheiß, Digger. „Hey dasisn Youtube Film, hä? Geh zu Fuß oder was!“ Das geilste ist, sagt er plötzlich so ist alles in Ordnung, ich schwör der kam nicht klar, gibt mir mündliche Verwarnung und fährt weiter.
Nicht nur das die ursprüngliche Version drastisch gekürzte wurde, es sind auch ganze Satzbausteine in einzelne Wörter oder Phrasen umgewandelt worden. Zum Beispiel wurde die komplette Version des Polizisten völlig ignoriert und die wörtliche Rede in das Wort „labert“ integriert. Allerdings wird die Ernsthaftigkeit der Situation noch mal zusätzlich in der Floskel „Ohne Scheiß“ erwähnt. Die eigene Unsicherheit in dieser Lage wir aus unterschiedlichen, meist psychologischen Gründen, ebenfalls ignoriert. Die Vermutung das der Polizist eventuell betrunken war, wird in einer Phrase „ich schwör der kam nicht klar“ verpackt. „ich schwör steht in dem Fall erneut für die Ernsthaftigkeit dieser Vermutung, das etwas harmlos klingende „der kam nicht klar“ kann aber auch für extreme Sachlagen stehen, z.B. eine gewalttätige Person, einen schlimmen Zwischenfall ( Mord ) o.ä. "Digger" ist ein interessantes Indiz dafür, das Anrede und Namen in ein Wort verpackt werden können. Um aber auch die letzten Fragen beantworten zu können, muss man nochmal tiefer ins Detail gehen.
Das Wort "Krass" z.B. kann für mehrere Dinge eingebunden werden. Zum einen steht "Krass" für Stark,Beeindruckend oder Überwältigend. Zum anderen kann es auch für Ungläubigkeit oder Fassungslosigkeit stehen.Um das Vokabular von Jeutsch genauer analysieren zu können, schauen wir noch mal folgende Debatte zwischen Maik und Ali an. Beides Jeutsche – 19 Jahre alt.
Maik: „Hey Ali, Digger was geht?“
Ali: „Nichts Alda, hab gestern krasses Shit gebarzt.“
Maik: „Krass, haut rein oda was?“
Ali: „Voll Krass Digger!“
Die kursiv markierten Wörter stellen hier den besonderen Bezug zum Jeutsch dar. Digger steht in jedem Fall für eine freundliche Bezeichnung und wird im Freundeskreis oft verwendet, gleichzeitig ist es auch eine Form der Begrüßung. Shit allerdings hat in dem Fall nichts mit Kot zu tun, sondern ist ein Synonym für Marihuana. Ein kleiner Hinweis darauf ist das Wort „gebarzt“ oder im Singular „Barzen“ was soviel wie konsumieren oder in dem Fall Rauchen bedeutet.
“Haut rein“ und „Krass“ stehen in dem Fall für die gleiche Aussage.
Für das endgültige Verständnis hier noch mal der Dialog auf Deutsch.
Maik: „Hallo Ali, wie geht es dir, was machst du so?“
Ali: „Nicht viel, ich habe gestern eine berauschende Marihuanazigarette geraucht.“
Maik: „Beeindruckend, war es sehr berauschend?“
Ali: „In der Tat, ich fühlte mich sehr komisch.“
Der Sinn von Jeutsch ist also die präzise und effektive Übermittlung einer Information unter der Verwendung unverständlicher Wortkreationen.
Noch kürzer geht es nur noch wenn man das Möhische perfekt beherrscht.
Der kamelopedische Sprachen-Kompass Überreicht durch den Philologen Ihres Vertrauens
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