Zwiebelparteien
Zwiebelparteien ist sinngleich mit dem eingedeutschten englischen politikwissenschaftlichen Begriff onions' parties (wörtlich auf Deutsch: Parteien der Zwiebeln), zu welchem auch eine umgangssprachliche Eindeutschung existiert, nämlich "Unionsparteien". Letztere gründet auf der Gründung Deutschlands auf Kohle und Stahl, wobei in volkstümlichem Markenwahn auf die "Union-Briketts" referiert wird, die handlichen Kohlequader aus dem Ruhrpott für den heimischen Kanonenofen. Zwiebelparteien sind letztlich alle Parteien, die tendenziell im Alten verharren, also zum Beispiel auf Kohle und Stahl, welche noch heute die Grundwerte sind, welche im Grundgesetz, also unserer Verfassung, in ungeschriebenen Artikeln verfasst sind, weil die zuständigen Verfassungsrechtler noch nicht nach dem Rechten gesehen haben, sprich: Weil sie noch nicht unter Kamelopedia:Wie schreibe ich einen guten Artikel nachgesehen haben, wie man die entsprechenden Artikel schriftlich so verfasst, dass sie den Verfassungsansprüchen genügen.
Noch heute gründet sich Deutschland auf Kohle und Stahl: Nicht Ruhe und nicht Ordnung, sondern Kohle verdienen ist heutzutage die erste Bürgerpflicht, und Stahlhelme gibt es seit der Bundeswehrreform im Überfluss, so dass an notleidende Angriffskriegsopferstaaten immer gerne wieder welche abgegeben werden. Da ist die Frage: Warum nehmen die Stimmenanteile der Unionsparteien ab? Schon gelesen? "Beim Häuten der Zwiebel" von Günter Grass? Nee, Artikel schreiben konnte der auch nicht, aber Bücher. Und die Häutung der Zwiebel sollte wohl meinen, dass er früher wohl mal zwiebelbraun war, aber seit seiner Häutung leuchtend glänzte wie eine nackte Zwiebel im Lichte der Scheinwerfer von Podien, auf die Vorzeige-Intellektuelle gesetzt werden, um staunendem Volk vorzudiskutieren, was die Moral von der Geschichte ist. Das Fachwort Zwiebelparteien trifft also den geistigen Kern, das Modewort Unionsparteien den energetischen und den materiellen.
Die Wahrheit ist: Der Stimmenanteil der Unionsparteien nimmt niemals ab. Eine absolute Mehrheit hatten sie formell nur einmal im Bundestag, formell, weil es nur zwei sich "Union" nennende Parteien gibt, nämlich CDU und CSU, aber seitdem gab es schon drei mal eine Große Koalition. Das erste Mal fanden die Leute das noch ganz furchtbar und wählten stattdessen Willy Brandt und die seinen. Da war auch so eine gehäutete Zwiebel dabei, eine, die vormals eine rote Haut hatte: Herbert Wehner. Geschält war sie immer noch rot. Experten mutmaßen, es habe sich um eine versehentlich in die SPD geratene Schältomate gehandelt. Im laufe der Zeit schälte er sich als derjenige heraus, der die "innere Führung" der Sozialdemokraten wie vor ihm und nach ihm kein anderer beherrschte und so dem Volk verständlich machen konnte, die Sozen seien die Alternative zum gesellschaftlichen Kohle-und-Stahlpakt, wiewohl die SPD in der ersten kurzlebigen Großen Koalition ihm auch schon direkt angehört hatte. Erst Gerhard Schröder häutete die rote Zwiebel SPD, indem er sie umdefinierte zur "Partei der Mitte". Geschält hatte sie nicht mehr diese rauhe rote Haut, sondern war nur noch glatte, hell farblos glänzende Zwiebel, und zivilisierte in Schröders rotgrüner Koalition auch Bündnis 90/Die Grünen um zu einer ebenso angepassten Zwiebelpartei. Seitdem gab es schon zweimal Große Koalition mit den nominalen Unionsparteien. Alle bisherigen Koalitionsparteien der Bundesregierungen sind heutzutage quasi "Partei der Mitte", und daher zwar nicht alle nominal, alle aber funktional Unionsparteien.
Schon gewusst? Alle Wahlzettel sind aus Zwiebelschalen gemacht. Machen Sie Ihr Kreuz also wo Sie wollen.