Justin Time

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Justin Time gilt als Erfinder der Kamelkarawane. Im Jahre 1973, nach einem autofreien Sonntag, stand der passionierte LKW-Fahrer wieder im werktäglichen Stau auf der Autobahn bei Stockstadt. Während der Verkehr stockte, sann Justin nach über den Irrsinn, durch tägliches Imstaustehen uneinlösbare Lieferungszeitpunktversprechen am Fließband zu erzeugen, wodurch er zwangsläufig zum Lieferungszeitpunktversprechensbrechensverbrecher wurde. Kurze Zeit später machte er sich selbstständig, und fuhr seine Fuhren fortan mit einer antiken Magirus Deutz Sattelzugmaschine außerhalb aller Stauzeiten mit seiner Höchstgeschwindigkeit 60 km/h über die Autobahnen, unter dem Motto: Lieber den Stau auslösen als mitten drin stehen, und das schaffte er durch rabenschwarze Dieselabgaswolken, die reichlich aus dem Auspuff seines Oldtimers quollen - aller Verkehr hinter ihm kam in diesem Smog-Nebel zwangsläufig zum Stehen.

Und wann gedachte er anzukommen mit seinem kriechspurenhochächzenden Gefährt? Nachsinnen: "Ähm, da vorne ist doch die Raststätte mit der netten Wirtin, nee, das wird heut nix mehr." Spät, oder besser noch später ankommen wurde das Geschäftsmodell seiner Spätition Justin Time.

Dann kam die Ökobewegung - grüne Parteien schossen aus dem Boden und vergingen wieder. Nur eine überlebte, dank Patenschaft durch die DDR-Maschine "Bündnis90" bis heute! Und hinterließ Spuren in der Gesellschaft. So wählt heute, heilig's Blechle, das ganze Autofahrerländle Baden-Württemberg mehrheitlich Grün statt vormals Schwarz. Was war geschehen? Noch im vorigen Jahrhundert wurde in Hessen erstmals ein "Grüner" Minister, nämlich Joschka Fischer, selbstredend Umweltminister. Der gab im Sommer regelmäßig Ozon-Alarm, durch den auf hessischen Autobahnen langsam gefahren werden musste. Damals verlor Justin Time alle seine zahlungskräftigen hessischen Spätitions-Kunden, weil andere, konventionelle Speditionen mit einem Mal gleich langsam unterwegs waren! An seiner Lieblingsraststätte Wetterau mitten in Hessen hatte er dadurch viel Zeit, erneut nachzusinnen, über neue Alternativen, wie sie seither die Grünalternativen in die erstarrte Wirtschaftswunderspießergesellschaft - jedem ein Haus, ein Auto, ein Boot - einzubringen versuchen. Genaugenommen erfanden die Grünen das Spießertum neu, vor allem sein Moralaposteltum. Und da Anarchist Justin Time eh neu-APO-stoisch war, lag ihm das garnicht so fern. Im Gegenteil, er konnte die rein theoretischen ökologischen Ziele der Grünen ganz und gar praktisch umsetzen, und das auf die Spitze getrieben. So baute er sich aus seinem Magirus Deutz eine Schrebergartenhütte und spätitiert seither nur noch mittels Lastkamelen. Denn zu "Garantiert später als alle anderen" als neuem Motto hatte er sich von einem teuren Unternehmensberater raten lassen. Doch der Durchbruch seiner Idee kam erst, als Wutbürger gegen Schlossgartenkulturerbevernichtungsbahnbauwahnsinn namens Stuttgart 21 zu demonstrieren begannen. Später verlagerte sich die Bürgerwut nach NRW in den Hambacher Forst, den seitdem die Wutbürger zu retten trachten gegen Braunkohleverstromungsprojekte in genau diesem Bürgernaherhohlungsgrünbereich. Die ebenfalls kohlegetriebene Schwarzwaldbahn geriet zwar nicht in den grün-moralapostolischen Missionsfokus, aber ganz still und heimlich machte sich Justin Time daran, sie vollökologisch zu ersetzen, und zwar durch wie Eisenbahnwaggons aneinandergebundene Lastkamele, welche seither die Baden und Württemberg verbindenden Passstraßen des Schwarzwaldes hinauf und hinunterziehen unter dem Beifall der regionalen Biolädenkundschaft. Damit fand die Kamelkarawane ihren festen Platz in der Wirtschaft, denn Wirtschaft, so richtig jedenfalls, gibt es seit eh und jeh nur in Baden-Württemberg. Das Bundespatentamt verlieh Justin Time schließlich das Patent für zeitentbundenen Kraftverkehr auf der Basis kraftstrotzender aneinandergebundener Höckertiere.