News:2013-03-26 – Ostern fällt aus +++ Osterhase im Knast +++ Kinder verzweifelt
News vom 26.03.2013
Seit Jahrhunderten wurde er weit über die Landesgrenzen hinaus als selbstloser Kinderbeschenker verehrt: Sein Name ist Lepus Paschalis, hierzulande besser bekannt unter seiner deutschen Namensbezeichnung „Osterhase“. Einer langen Familientradition folgend war das Zweibeinlangohr dazu auserkoren, jedes Frühjahr überall bunt bemalte Eier zu verstecken und so die Herzen der Kinder höherschlagen zu lassen. Jetzt sitzt der Robin Hood der Kinder, der barmherzige Samariter, die männliche Mutter Theresa im Knast. Die Anklage lautet: Schwere Tierquälerei und Mord in aberhundert Millionen Fällen.
Nebenbei wird der vermeintliche Kinderfreund verdächtigt, beim Bemalen der Eier auf illegale Kinderarbeit zurückgegriffen zu haben, welche systematisch in so genannten „Kindertagesstätten“ stattgefunden haben soll. Dies wird derzeit noch überprüft und ist daher nicht Teil der Anklage.
Nach ersten Verdachtsmomenten im Rahmen von Ermittlungen zu einer Welle eklatanter Lebensmittelskandale (die KAMELOPEDIA berichtete) lieferte der weltbewegende Fall „Meister Lampe“ ein beispielloses Paradestück internationaler Zusammenarbeit: Dank amerikanischer, russischer und nordkoreanischer Satelliten konnten japanische Wissenschaftler mit Hilfe neuester chinesischer Mustererkennungstechnologie den Flüchtigen eindeutig identifizieren und schließlich in Mali orten. In den frühen Morgenstunden konnte Paschalis von einem durch kanadische Forensiker geschulten australischen Sondereinsatzkommando, das von in Indien ausgebildeten peruanischen Spürhamstern begleitet wurde, in seinem Bau überwältigt werden. Paschalis entsetzliche Verbrechen kannten keine Landesgrenzen und stießen international auf Entsetzen, was letztenendes diese einzigartige Kooperation und seine Verhaftung ermöglicht hat.
Das plüschige Idol legte bereits ein umfassendes Geständnis ab und konnte damit auch Licht in das Dunkel eines lange zurückliegenden rätselhaften Falls der Rechtsgeschichte bringen. In den 50er Jahren vergangenen Jahrhunderts warf eine Reihe von Verbrechen einen Schatten über die USA und Europa: Abertausende junger Hennen kamen nicht von der Schule oder aus der Disko zurück. Sie verschwanden spurlos. Lepus Paschalis gab zu Protokoll, die Hennen seien von seinem Vater, dem damals amtierenden Osterhasen, und dessen Helfern verschleppt worden.
Die Entführten wurden in damals neu errichtete Verliese gesperrt und unter verheerenden Bedingungen zum permanenten Eierlegen gezwungen. Seither werden Generationen von Hennen versklavt und ihr kurzes Leben lang aufs Äußerste ausgebeutet bis sie weder Kraft noch Federkleid mehr haben. Wer keine Leistung mehr erbringt wird hingerichtet und eingedost. Den besten Hennen droht nach der Phase ihrer höchsten Leistung dieses Schicksal zunächst noch nicht: Sie bekommen sogar leicht bessere Bedingungen in ihrer neuen Rolle als Zuchthennen. Die befruchteten Eier aber werden ihnen weggenommen und kommen in Brutmaschinen, sodass die verhinderten Mütter aus Trauer immer neue Eier legen, nicht anders als ihre Schwestern in der Eierproduktion. Kaum geschlüpft wird der männliche Nachwuchs „entsorgt“ – in der Gaskammer oder durch einen Schredder. Die weiblichen Küken werden mit Hochleistungsfutter innerhalb weniger Tage herangezogen, um ebenfalls Teil der monströsen Eierproduktionsmaschinerie zu werden. Hunderte von Millionen wuchsen in dieser Parallelwelt heran, um ihr kurzes Leben lang ausgebeutet oder sofort umgebracht zu werden. Auch der junge Paschalis sei schon früh in diese Machenschaften involviert gewesen – und er sei stolz darauf.
Paschalis gestand, die Sklavenfabrik vom Vater übernommen und «in dessen Sinne weitergeführt und verfeinert» zu haben (mit „verfeinert“ ist eine Verschärfung der ohnehin unhaltbaren Bedingungen gemeint, die Red.). Auf die Frage, ob er je Mitleid empfunden habe, antwortete der Großhase, die Frage sei völlig weltfremd, es ginge hier ums Business: «Jegliches Inputtputt hat möglichst viel Outputtputt zu produzieren, sonst züchtet man sich Konkurrenz und somit seine eigenen Henker heran. So ist das im Geschäftsleben.» Das dunkle Imperium des Osterhasen wurde größer und größer, zahlreiche Helfer und Helfershelfer waren involviert bis hin in Regierungskreise. Die Menschen, welche sich der Eier erfreuten, wurden getäuscht durch hübsche Verpackungen, dekoriert mit grünen Wiesen und gesunden glücklichen Hühnern, und durch verschleiernde Aussagen wie „Bodenhaltung“, „Bio-Eier“ oder „Kleingruppenhaltung“, Beschreibungen, die sogar gesetzlich genehmigt waren, doch überhaupt nichts mit grünen Wiesen zu tun hatten.
Kaum zu glauben, dass diese Machenschaften nicht eher entdeckt wurden. Möglicherweise gab es auch in der breiten Bevölkerung eine Menge Mitwisser und Mittäter, die fast ein dreiviertel Jahrhundert lang den Mantel des Schweigens auszubreiten halfen. Doch eines der Opfer konnte dieser Hölle entkommen und führte die Ermittler zu einem der zahlreichen weltweit verstreuten Tatorte. Henne Lottas (damals ohne Namen) verbogener Käfig Nr. xr 314-4012 wies ein Loch auf. «Ich hatte Todesangst, doch ich wollte meinen kommenden Nachwuchs schützen. So bin ich auf und davon und sah zum ersten Mal dieses helle Licht: die Sonne. Alles war auf einmal so weit, überall Wiesen, Felder – und Regenwürmer. Es ist ein Wunder. Meine Wunden verheilten und nach einiger Zeit bekam ich sogar Federn. Meine Kinder sind gesund geschlüpft und wir haben jetzt ein Zuhause ohne Gitter gefunden.»
Über das Tatmotiv seines Vaters äußerte Paschalis, dieser habe seinerzeit nicht mehr gewusst, wie er den Bedarf an Ostereiern angesichts der immer stärker expandierenden Kinderzahl noch decken und auch finanzieren könne. Er selbst hätte als «verantwortungsbewusster Geschäftserbe» bei einer «etwaigen Erwägung besserer Bedingungen, die sich folglich auf den Preis niedergeschlagen hätten, absolut keine Chance gesehen noch auf dem Markt mithalten zu können», versuchte er sich selbst zu entlasten. Es gelte eine ehrbare Tradition zu erhalten, die durch den ganzjährigen Eierverkauf finanziert werde. Letztenendes, so gab Paschalis zu bedenken, habe er doch «vielen, vielen Wesen ein - wenngleich kurzes - Leben überhaupt erst ermöglicht», da es sie ohne ihn gar nicht gegeben hätte. Er hoffe, die Welt von der Ehrenhaftigkeit seines Tuns überzeugen zu können.
Nachtrag: Inzwischen sind alle Opfer befreit und körperlich und seelisch in stabilem Zustand. Die Grausamkeiten lösten eine weltweite Empörungswelle aus, Eier werden seitdem den Hühnern gelassen und nicht mehr verkauft. Lepus Paschalis zeigte nach einigen so genannten Täter-Opfer-Konfrontationen nach und nach tiefe Reue und spendete zu guter Letzt sein gesamtes Vermögen dem Tierschutz. Er erhielt mildernde Umstände, auch weil er das Verbrechen schon als Kind als Normalität indoktriniert bekam, und wurde statt lebenslänglich zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er überlegt, seine Taten in einem Buch aufzuarbeiten, Arbeitstitel „Vita eines ganz normalen Massenmörders“. Die Erlebnisse Lotta Chickenwings hingegen, heute renommierte Dokumentarfilmerin und überdies UN-Tierschutz-Sonderbeauftragte, dienen als Vorlage für ihren gerade gemeinsam mit Quentin Tarantino entstehenden Film „Lotta uncaged“.
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