Martin Schnulz
Martin Schnulz (Jg. 1955) ist ein Politikbarde, und als solcher Ehrenmitglied im Männergesangverein Orphea Bardenberg e.V.. Als Hoffnungsträger der SPD hat er nicht schwer zu tragen. Er will 2017 der erste Bundeskanzler mit Bart werden, denn er träumt von Sahara Wagenknecht als Witzekanzlerin an seiner Seite, und Bodo dem Rammler aus Thüringen als Gigolo für die übrigen Ministerinnen, sowie Jürgen Trittin, denn einer muss ja die Regierungsarbeit machen, zum Beispiel die Durchsetzung der anstehenden Reform der Dosenpfandreform. "Das wird lustig" mutmaßt Schnulz. Aber die Wahl zum EU-Kommissions-Präsidenten hat der ehemalige Parlamentspräsident der EU bereits vergeigt, weil er sein Streben nach dem Posten schon bei der Abgeordnetenwahl zum Europaparlament allzu plakativ zu Markte trug. Das kam nicht gut an.
Hoffnungsträger war Schnulz schon 1972 beim SV Rhenania Würselen 05, doch eine Karriere wie dem Würselener Jupp Derwall wollte dem Fußballverrückten nicht gelingen, weil er damals mit Alkohol gedopt das gegnerische Tor doppelt sah. Den Fußball musste er 1975 aufgeben, weil Sport eben Mord ist, der Alk begleitete ihn noch bis 1980 und ermöglichte ihm den Tunnelblick auf Bücher, welche er sogar zu verkaufen lernte. Er sah die Bücher aber auch doppelt, wenn er sie über den Ladentisch reichte, und ernüchterte langsam durch die schmerzliche Erkenntnis, dass das Geld für jeweils nur ein Buch eingenommen ward. In manche Bücher hat er aber wohl auch tatsächlich reingeschaut, denn irgendwo muss er ja seine Sprachgewandtheit her haben, durch die allein er sogar Bürgermeister Würselens wurde. Seine Frau Inge wurde dem Barden im Bardenberger Jungenspiel, dem örtlichen Junggesellenmassenverkupplungsritual angetragen. Andere Broiche hatte der gebürtige Eschweilerer bereits im Stadtteil Broich kennengelernt: Das Sitzenbleiben. Das sollte ihm nie wieder passieren. Deshalb und nicht wegen dem Brexit gab er 2017 seinen Sitz im Europaparlament und sogar seinen bequemen Parlamentspräsidentendenpubssessel auf. Ihn zog es von der Europametropole Straßburg wieder zurück in die Provinz, wo er nun Bundeskanzler werden will. Und wenn er Angela Merkel in Berlin nicht beerben wird, wird er es eben mit Hannelore Kraft in Düsseldorf probieren.
Als Sänger brilliert Schnulz auch mit platten Snulten wie En unserem Veedel, und bei den Genossen mit dem roten Wahlkampfdurchhalte-Chanson l'importance c'est la rose. Der ehemalige Buchhändler und Dorfschulze bevorzugt schnulzige Literatur und kann Hedwig Courts-Mahler vorwärts und rückwärts rezitieren. Seine inzwischen erwachsenen Kinder muss er abends immer anrufen, um sie mit Smash-Hits von damals wie Bianca und Rosamunde in den Schlaf zu singen. Schon seine einstigen Juso-Genossen beklagten: „Er liest zuviel Rosamunde Pilcher und zuwenig Rosa Luxemburg“.
Schnulz gilt als ebenso schmierig wie würselig, jedenfalls ist es mit ihm schwierig und mühselig.
Schnulz hat Nachbarn in Würselen.
Schnulz behauptet, mit Macron telefoniert zu haben.
Ach, der Schnulz.
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