News:2011-01-16 – Katar: Mißlungene Einliter-Kamel-Gen-Synthese gibt Einliter-Auto neue Chance
News vom 16.01.2011
Ein alte Marotte der Menschen ist es, alle Probleme mit Technik zu lösen, und wenn es keine Probleme mehr gibt, schafft die Menschheit eben eine neue Technik, durch die Probleme entstehen, die die Menschen ohne die neue Technik nicht hätten. Dieses Kamelenderjahr feiert die Menschheit das 125jährige Jubiläum des Automobils. Auch in Katar, Heimat des Kamelomobiles? Weiß man dort überhaupt, wo Baden liegt, wo Carmel Benz das erste Auto, und Württemberg, wo Gottes Liebling Daimler das zweite Auto baute? Obwohl sich beide deutschen Emirate mittlerweile zum Bundesland Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben, findet nicht jeder in der Welt gleich die Heimat der Tüftler auf der Land-Mappus. Dabei war wenigstens Württemberg schon immer Heimat der Kamele. Das Doppel-T im Landesnamen symbolisiert die beiden Höcker. Nur die Engländer, die wussten schon immer, wo's zum Schwarzwald geht, der übrigens der erste Schmelztiegel der Nationen war, sind in diesem Gebiet doch Baden und Württemberg eh schon immer geografisch ineinander verwoben.
In Katar liebt man die Autos nicht. Man geht zum Kamelrennen und amüsiert sich dort. Ansonsten ist unter der heißen Wüstensonne eher tiefe Depression darüber, dass mit all dem exportierten Öl in der Welt keine gesunden Salate angemacht werden können, sondern dass es in Autos verfüllt und durch diese in klimaschädliche Gase verwandelt wird. Da machen auch weder die vielen verdienten Dollars noch das nächste Interview von Osama Bin Laden auf Al Jazeera glücklich. Während andere Länder überschwemmt werden in der feuchtfröhliche Wetterturbulenzen verursachenden Übergangsphase zur Klimaerwärmung, hält man im dollar-überschwemmten Katar nach jedem Strohhalm Ausschau, den es für eine Wende zu einer besseren Zukunft festzuhalten gilt. Und siehe da, die drei Weisen aus dem Morgenland Katar haben einen guten Stern über dem Abendland Deutschland entdeckt und sind mit ihrer Karawane ausgezogen, um fleißig zu forschen, ob es sich um die Geburt eines Kindleins oder um die Wiedergeburt einer liberalen Partei handelt, worauf der Stern deutet. Empfangen wurden sie in Berlin mit rotem Teppich von Peter Ramsauer. Der gab ihnen den Auftrag: "Forschet fleißig nach dem Kindlein, und schickt mir eine SMS darüber, wo es zu finden sei!". Die drei Weisen fragten Ramsauer, über welcher Stadt denn der gute Stern stehe. "Stuttgart" antwortete Ramsauer wie aus der Pistole geschossen, und überreichte ihnen Fahrkarten für den Frankfurt-Berlin-Sprinter-ICE, der auch nach Stuttgart weiterfährt. Von Stuttgart hatten die Weisen bereits gehört, soll es dort doch kürzlich beinahe zu einem Umsturz wie in Tunesien gekommen sein, und das bloß wegen eines Bahnhofes. Die ganze Welt hatte doch damals darüber gelacht wie zuletzt über den Schustergesellen Wilhelm Voigt, den Hauptmann von Köpenick. Da lachte ihr Herz in Gedanken an diese offenbar so lustig schildbürgerliche Stadt im Südwesten, und sie eilten zum Lehrter Bahnhof, der nun der Hauptbahnhof ist, um ihren Zug nicht zu verpassen. Sie fragten noch den Zugführer, ob sie ihre Kamele hinten am Zug anbinden könnten. Der bejahte mit deutlich bäuerlich-schwäbischem Akzent.
Im Zugabteil rauchten sie ihre Wasserpfeifchen und sahen staunend aus dem Zugfenster, da es in der die Strecke umgebenden flachen Landschaft soviele ganz preußisch in Reih und Glied sillstehende große Windräder zu sehen gab. Sie schüttelten den Kopf und meinten übereinstimmend, dass die Tüftler des deutschen Nordostens offensichtlich bei weitem nicht so genial seien wie die des Südwestens. Beinahe hätten sie schon den Blick vom Zugfenster abgewendet, da sprang Bal T'Azar, derjenige von ihnen, der in Fahrtrichtung saß, auf und zog die Notbremse. Es gab ein furchtbares Getöse, als würden Sodom und Gommorra im Schlund der Erde verschwinden, und alles im Zug wurde durcheinander gewirbelt. Bal T'Azar aber schrie lauter als aller Weltuntergangslärm: "Der Stern, da ist der gute Stern!". Der Zug kam im Bahnhof von Wolfsburg zu stehen. Und da stand er, der gute Stern, am Himmel über Wolfsburg, über dem VW-Werk. Freudig stiegen die drei Weisen aus und folgten dem roten Teppich, der ihnen bis auf den Bahnsteig bereits ausgerollt worden war. Sie vergaßen ganz ihre Kamele, und das war in diesem Falle wohl auch besser so. Für den Weg vom Bahnhof zum VW-Werk wurden sie von einem freundlichen grau beanzugten Herrn gebeten, die bereitstehenden Zweisitzer aus Kohlefaser mit Zweizylinder-Diesel zu benutzen. Fröhlich tuckerten sie auf den Hof des Werkes, wo gerade der Schnee frisch weggetaut war und die Belegschaft schon ungeduldig wartete auf die drei noch fehlenden Ehrengäste zu ihrer vorbereiteten Fließband-Party. Kaum stiegen die drei Weisen aus, ratterte nach einem Jubelschrei der Belegschaft das Fließband los. Frische Bio-Datteln, süßester Wüstensohn-Tee, niederniedersächsisches Pferdesteak, fassweise JeverFun, also alle wesentlichen Spezialitäten von Orient und Okzident brachte es den Hungrigen und Durstigen. Seit dem Ausstand von Peter Hartz hatte es kein so rauschendes Fest mehr auf dem Werksgelände gegeben.
Kaum hatten die drei Weisen ihre ersten Leckerbissen genossen, wurden sie von dem freundlichen Herrn im grauen Anzug gebeten, ihm zu einem Konferenzraum zu folgen. Dort sagte er: "Darf ich Sie miteinander bekannt machen: Unsere besonderen Gäste, die drei Weisen aus dem Morgenland Quatar. Und unsere Gäste aus ganz Deutschland, die fünf Wirtschafts-Weisen dieses unseres Abendlandes. Und ich bin der Vorstandsvorsitzende dieser Fabrik hier, also ein ganz unbedeutendes Rädchen hier. Ich möchte Ihnen verraten, dass die Vehikel, die sie in das Werk gebracht haben, nur einen Liter Diesel pro 100 Kilometer Strecke verbrauchen. Und jetzt, im zweiten Anlauf, werden wir sie auf den Markt bringen. Das war im Armani-Bugatti-Zeitalter von Gerhard Schröder leider politisch nicht gewollt. Aber erzählen Sie bloß dem Herrn Ramsauer nichts davon. Der lechzt nur danach, sich Denkmäler zu setzen wie Stuttgart 21. Ihm wollen wir diesen Erfolg nicht gönnen, und auch nicht seiner baden-württembergischen Kollegin Gönner. Für die Präsentation des Wundervehikels haben wir uns den würdigsten Platz in der Welt ausgesucht, wo die Tiefe der Sorge um unseren Planeten wohl am größten ist, dort wo die Klimaerwärumg die bereits kaum erträgliche Hitze zur Unbewohnbarkeit wandeln würde: Quatar. Sagt eurem Emir, dass wir das Einliter-Auto in Quatar präsentieren werden. Gehet direkt dorthin und nicht über Berlin. Eure Handy-Chipkarten haben wir vorsichtshalber in unseren Safe eingeschlossen. Für die Rückreise steht eine mit echten Hannoveranern und allem Luxus ausgestattete Karawane zur Verfügung. Aber wir wollen Sie ja nicht gleich abschieben, sondern erst einmal mit Ihnen feiern." Noch bis tief in die Nacht feierten die drei morgenländischen und fünf abendländischen Weisen gemeinsam mit dem Betriebsrat, unterbrochen nur durch Gebetszeiten, Börsennnachrichten und den Betriebsrat konsultierende Mobbing-Opfer. Über ihnen leuchtete hell bis zum Morgenanbruch der Stern der Weisen.
Hintergrund: Das Emirat Katar hatte an verschiedenen Universitäten der Welt, wo auch die Elite des Landes ausgebildet wurde, ein Förderprogramm zur gentechnischen Labor-Züchtung eines Einliter-Kamels am Laufen. Das neue Genkamel sollte nur noch einen Liter Wasser auf 100 Meilen Wüstenstrecke verbrauchen. So wollte man für die Klimaerwärmung und die damit verbundene Wasser-Knappheit gewappnet sein. Leider ging der Versuch in die Hose, denn heraus kam ein spritschluckendes Formel 1-Kamel, das man lieber an den Emir von Bahrain verkaufte. Seitdem waren die drei Weisen des Emirats Katar auf der Suche nach einer Alternative, um möglichst die Erderwärumg ganz zu verhindern.
Quelle: [1]